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Sind Optimisten erfolgreicher und gesünder?

Wenn ich so an meinen beruflichen Alltag als Manager im Einzelhandel zurückdenke, dann denke ich an erster Stelle an meine Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Menschen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe. 

Wenn man täglich mit vielen Menschen zusammenarbeitet, ist es immer wieder spannend zu sehen und zu erleben, wie unterschiedlich jeder denkt, mit gegebene Situationen umgeht und Dinge sehr differenziert wahrnimmt.

Jeder hat seinen Lebensrahmen, den er von Natur aus mitbringt, und hat sich im Laufe der Jahre verschiedene Verhaltensmuster antrainiert oder antrainieren lassen, wie er auf verschiedene Situationen reagiert und was diese in ihm auslösen. (mehr zum Thema Verhaltensmuster und Glaubenssätze findest Du hier)

Als Führungskraft ist mir mit den Jahren immer bewusster geworden, wie wichtig es ist, auf jeden Menschen individuell einzugehen. Mir ist klar geworden, dass jeder die Dinge auf eine individuelle Weise wahrnimmt, vielleicht auch ganz anders als ich selbst. 

Nach einiger Zeit konnte ich ganz klar sagen, welche Mitarbeiter eher eine optimistische und welche eher eine pessimistische Einstellung zum Leben und den alltäglichen Aufgaben hatten.

Denke nur an das typische Bild:„Das Glas ist halb voll oder halb leer“.

www.kunstdeswandels.de

Was würde z.B. ein typischer Optimist sagen, wenn es um eine neue Aufgabe im Job geht:

„Ach, das ist doch kein Problem, das schaffe ich schon. Alles wird gut. Natürlich kann ich das noch übernehmen – kein Problem für mich. Ich wachse an meinen Herausforderungen“. 

Und ein eher pessimistischer Mensch würde vielleicht so reagieren:

„Oh nein, nicht noch mehr Arbeit, immer bleibt alles an mir hängen. Warum haben wir hier eigentlich nur Probleme? Ich schaffe das niemals. Ich bin wie immer hilflos ausgeliefert. Früher war alles besser.“

Jeder kennt bestimmt Menschen in seinem Umfeld, die eher alles schwarz sehen und vor neuen Aufgaben zurückschrecken oder eher immer lächeln und sich jeder Herausforderung annehmen.

Was zeichnet nun aber einen Optimisten und einen Pessimisten aus und was sagt eigentlich die Forschung dazu? Woher kommen diese Unterschiede bei uns Menschen?

Folgende Definition stammt von Scheier & Carver erschienen im Jahr 2003. (Erschienen im Handbuch der Persönlichkeitspsychologie und Differentiellen Psychologie, Hannelore Weber, Hogrefe, 2005)

„Optimisten berichten ein positiveres Befinden und zeigen eine höhere Ausdauer bei der Verfolgung ihrer Ziele. Ferner zeigen sie ein adaptiveres Bewältigungsverhalten, indem sie kontrollierbaren Stresssituationen aktiv und unkontrollierbaren Situation mit Akzeptanz begegnen; häufig erbringen sie eine höhere Leistung…“

Zudem wurde folgendes festgestellt: 

„Optimisten sind seltener krank, verfügen über eine bessere Immunabwehr, zeigen einen schnelleren Genesungsverlauf und weisen eine höhere Lebenserwartung auf

(Peterson & Bossi, 2001; Scheier & Carver, 2003). 

„Ferner scheinen Optimisten auch im sozialen Bereich gegenüber Pessimisten im Vorteil zu sein: Sie werden als attraktiver empfunden und weisen ein besseres soziales Netz auf.“ (Scheier & Carver, 2003). 

Optimisten sind häufig:

  • Sportlich & körperlich fitter
  • Haben aktive Bewältigungsstrategien
  • Haben auch unter Stress ein hohes Wohlbefinden
  • Verhalten sich oft selbstbewusster 
  • Werden weniger depressiv
  • Sind weniger ängstlich
  • Geben weniger leicht auf
  • Sind meist erfolgreicher

(nach Segerstrom 2001, Proudfoot 2009, Gordon 2008)

Ich finde es erstaunlich, dass wir mittlerweile soviel über unsere innere Einstellung und deren Einfluss auf unseren Körper und unser Leben wissen und es dennoch häufig nicht schaffen unseren Alltag einfach noch optimistischer und positiver zu erleben.

Durch die vielen täglichen Einflüsse, die unseren Alltag bestimmen, werden wir jedoch häufig negativ gepolt oder gar indirekt manipuliert. 

Nimm das Beispiel Nachrichten: Alleine, wenn Du jeden Tag Nachrichten liest, oder sogar von Push Nachrichten immer wieder an das Negative auf dieser Welt erinnert wirst, und so aus Deiner vielleicht positiven Stimmung rausgerissen wirst, wird, der negative Gedanke verstärkt.

Beobachte einmal, was dies mit Dir und Deiner Aufmerksamkeit macht. 

Um diesen negativen Einflüssen auszuweichen, hilft es vielleicht nur einmal am Tag kurz die Nachrichten zu überfliegen.

Einen interessanten Artikel, der belegt, was schlechte Nachrichten mit uns machen, habe ich im tagesspiegel.de gefunden. „Menschen reagieren stärker auf schlechte Nachrichten als auf gute“/2019.

Hier wird eine Studie zitiert aus  der Universität Michigan. 

Ob Zeitung, Twitter oder Tagesschau: Oft dominieren schlechte Nachrichten. Ein Grund dafür ist, dass viele Menschen dazu neigen, auf negative Meldungen stärker zu reagieren als auf positive. Diesen Effekt haben Forscher jetzt erstmals kulturübergreifend bei mehr als tausend Menschen aus 17 Ländern untersucht – und weitgehend bestätigt.…

Man wisse seit Langem, dass negative Nachrichten deutlich mehr Aufmerksamkeit erregten als positive. Für den Journalismus heißt das: Negatives wird eher wahrgenommen und verkauft sich deshalb auch besser…“

(Das berichtet ein Team um den Kommunikationswissenschaftler Stuart Soroka von der Universität Michigan in Ann Arbor im Fachblatt „PNAS„.)

Das Erschreckende hierbei ist doch, dass wir dies ja eigentlich wissen und uns dennoch immer wieder davon beeinflussen lassen. 

Ich habe für mich festgestellt, dass es sehr hilfreich ist, bewusst einen Ausgleich zu schaffen, in dem man gezielt motivierende und lösungsorientierte Nachrichten liest.

Immerhin gibt es mittlerweile Online Nachrichtensender, die sich nur auf positive Nachrichten konzentrieren, wie z.B. die App „Good News“, oder www.effekt-voll.comwww.happytimes.ch oder das Hamburger Start-up https://innoo.de

Das ist doch schonmal ein echt schöner Ansatz, oder?

Aber sind nicht auch unsere negativen Einstellungen und Gefühle manchmal hilfreich?

„Die Zeit“ hat in ihrem Artikel (22. Oktober 2017, Zu schön, um wahr zu sein) mehrere Forschungsergebnisse zusammengefasst, die ein sehr umstrittenes Bild zum Thema „Effekt des Optimismus auf unsere Gesundheit“ geben.

Zum Beispiel gibt es veröffentlichte Ergebnisse von der Forscherin Schütz und Hoge: (Positives Denken – Vorteile, Risiken, Alternativen, 2007). 

Schütz glaubt nicht, dass Optimismus all unsere Probleme lösen kann. Ein paar negative Gedanken zwischendurch könnten manchen Menschen sogar weiterhelfen. 

Wer also auch mal mit dem Schlimmeren rechnet, bereitet sich auf viele Situationen besser vor. 

Ich ziehe aus dem, was ich gelesen habe folgende Erkenntnis:

„Ein grundsätzlich optimistischer Mensch kann eine ganze Menge alleine mit seiner Einstellung in seinem Leben bewegen. Wenn er eine gute Balance zwischen negativen und positiven Gedanken bewahren kann, hilft es ihm einen klaren Blick auf die Situation zu haben und voran zu kommen.“

Denke alleine daran, wie viele Start-up Unternehmen es gibt – ohne einer guten Portion Optimismus und Realismus auch negative Möglichkeiten abzuwägen, würden diese nicht das Risiko eingehen ein überhaupt eigenes Business zu starten.

Auch wären viele Erfindungen in der Weltgeschichte niemals entstanden ohne Optimisten. Sie wurden aktiv, haben an ihre Idee geglaubt und haben sich auch nicht durch viele gescheiterte Versuche von ihr abbringen lassen. 

Denke zum Beispiel an Thomas Alva Edison, der angeblich alleine für die Erfindung der Glühbirne knapp 10.000 kleine Kohlefäden ausprobierte, bis er dann einen fand, der nun dauerhaft eine Glühbirne zum Leuchten brachte.

Scheitern gehört zum Wachstum dazu.

„ Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben“ Unsere größte Schwäche liegt im Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen “

(Thomas Alva Edison)

Wenn das nicht purer Optimismus ist!

Können wir jedoch überhaupt beeinflussen, ob wir eher optimistisch oder pessimistisch denken? 

Wie Forscher mittlerweile herausgefunden haben sind nur zum geringeren Teil unsere Gene für unsere Einstellung und unseren Optimismus verantwortlich. Hinzu kommt die frühe Prägung in der Kindheit. Und nun kommt meiner Meinung nach das Beste: 

Wir können zu einem viel größeren Teil unser Glück und unsere Zufriedenheit durch unsere Gedanken und unsere Einstellung selbst in die Hand nehmen.

Dies ist doch eine phantastische Vorstellung, oder? 🙂

Desto häufiger wir also praktizieren optimistisch zu denken und unsere Einstellung immer mehr ins Positive wenden, desto besser verankert sich dies in unserem Leben. 

(An dieser Stelle möchte ich nur schnell das Stichwort der „Neuroplastizität“ in den Raum werfen. Ein weiteres unheimlich spannendes Thema, auf das ich in einem der nächsten Blogartikel eingehen werde.)

Üben kannst Du apropos „Optimismus“, indem Du Dir immer mal wieder in verschiedenen Situationen selbst die Frage stellst: 

„Was mache ICH nun daraus?“ 

„Wie will ICH wirklich darauf reagieren?“ 

„Kann ICH was Positives in dieser Situation sehen?“

„Welche weiteren Möglichkeiten habe ICH?“

Versuche ganz bewusst wahrzunehmen und in diesen Momenten kurz innezuhalten, bevor Du auf etwas antwortest, oder reagierst. 

Auch folgende Grundeinstellung kann für eine optimistischen Haltung hilfreich sein:

  • Entwickle eine „Ich kann-Einstellung“. „Ich werde garantiert eine Lösung finden, alles wird gut gehen.“
  • Versuche auch aus Misserfolgen das Positive zu ziehen. Auch wenn einmal etwas schief geht. Die Kunst besteht doch darin aus Fehlern oder Misserfolgen zu lernen und das Beste daraus zu machen.
  • Frage Dich, was wäre der „worst case“ und was wäre der „best case“ ? Du wirst sehen, alleine diese Übung wird eine ganze Menge mit Dir und Deiner Grundeinstellung machen.
  • Lenke Deinen Blick zwischendurch wieder auf Deine Stärken und Deine Kompetenzen. Schreibe Sie mal wieder auf und rufe sie Dir regelmäßig in Dein Gedächtnis. Du wirst sehen, dass es Dir auf Dauer mehr Vertrauen schenken wird.
  • Sei kein Opfer! Auch wenn Dir mal wieder massig Steine im Weg liegen, schnappe sie Dir aktiv und lege sie Stück für Stück in kleinen Etappen aus Deinem Weg. 
  • Ach ja und noch ein Tipp: Versuche pessimistische Menschen zu meiden. Diese haben häufig die Gabe ihr Umfeld ganz schnell mit runter zu ziehen. 

Am Ende möchte ich jedem von Euch ans Herz legen, mehr zu diesem Thema zu lesen, denn ein Blogartikel reicht bei Weitem nicht aus, diesem Thema voll und ganz gerecht zu werden.

Wer sich ein bisschen tiefer mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte, der findet auch viel unter den Begriffen der Positiven Psychologie und der Glücksforschung.

Gern kannst Du mir bei Fragen auch schreiben!

Ich wünsche Dir nun ganz optimistisch 🙂 noch einen wunderschönen Tag, voller großartiger positiver Momente.

Alles Liebe,

Deine Ann-Kathrin

In einem abenteuerlichen Leben ist Nichts unmöglich!“ (Andreas Kieling)

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