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Die Kunst nichts MÜSSEN zu müssen

Ich möchte Dir heute einen Impuls zur Selbstreflexion an die Hand geben.

Es geht um eines unserer liebsten Wörter:

ICH MUSS….

Bevor ich mich entschlossen habe beruflich einen anderen Weg zu gehen, war das Wort MUSS bei mir allgegenwärtig.

Ich habe keine Zeit…Ich MUSS noch diese Liste fertig schreiben

Ich MUSS noch mit dem Mitarbeiter sprechen

Ich MUSS zu diesem Meeting

Ich MUSS noch Einkaufen

Ich MUSS mein Auto in die Werkstatt bringen usw.

Bis mir eine Bekannte  nebenbei sagte „Du MUSST gar nichts. Achte einmal darauf in jedem zweiten Satz kommen die Worte ICH MUSS bei dir vor“.

„Kein Mensch muss müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber“

(Gotthold Ephraim Lessing)

Tatsächlich ist mir danach immer häufiger aufgefallen, wie oft ich das Wort MUSS im Alltag benutze. 

MÜSSEN bewirkt etwas Unausweichliches, es zwingt zu einer Aktion.

Laut Duden hat das Wort MUSS verschiedene Intentionen: 

Das Wort „MÜSSEN“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen „Müezen“ und drückt einen stärkeren Zwang aus etwas tun oder erledigen zu müssen. 

Die Bedeutung nach dem Duden: 

„Einem von außen kommenden Zwang unterliegen, gezwungen sein etwas zu tun, zwangsläufig notwenig sein, dass etwas bestimmtes geschieht. Oder aufgrund gesellschaftlicher Normen sich verpflichtet fühlen etwas Bestimmtes zu tun.

Muss ist auch eine Notwendigkeit, damit etwas Bestimmtes geschieht (z.B. Ich muss den Brief weg bringen, damit er verschickt wird)“

Zum Einen drückt es etwas zwingend Notwendiges aus. 

„Ich muss essen und trinken, um am Leben zu bleiben“

Es beschreibt zum Anderen eine Dringlichkeit, damit in der Folge etwas geschieht: 

„Ich muss den Brief zur Post bringen, damit er morgen noch ankommt.“

Und er kann eine Zwanghaftigkeit beschreiben: „Ich muss noch schnell das Geschirr spülen“

Die ersten beiden Funktionen des Wortes MUSS sind nachvollziehbar und verständlich.

Aber das zuletzt beschrieben MUSS, das sollten wir uns genauer anschauen.

In dem wir eine Tätigkeit mit MÜSSEN verbinden, setzen wir uns selbst unter Druck und zwingen uns diese Tätigkeit auszuführen. 

Beobachte Dich doch einmal selbst, wie oft benutzt Du im Zusammenhang mit irgendwelchen Tätigkeiten die Worte ICH MUSS?

Versuche dann die Worte ICH MUSS durch ICH WILL / ICH MÖCHTE  zu ersetzen.

„Ich muss noch schnell die E-Mail schreiben“ —> „Ich will noch schnell die E-Mail schreiben“

Stelle Dir dann die Frage, ob du das in diesem Moment wirklich tun möchtest. Oder willst Du die Zeit anders nutzen und die Mail später schreiben?

Warum bringen wir uns eigentlich so oft selbst in diese Zwanghaftigkeit, die uns ausbremst und unzufrieden werden lässt?

Hier wirken zum Einen die Erziehung: „Kind du MUSST erst aufräumen, bevor Du spielen gehst“

Lies hierzu meinen Blogartikel: Giftige Glaubenssätze

zum anderen die eigenen Wertvorstellungen: „Ich MUSS mich schminken, bevor ich unter Leute gehe“

Unser eigene Wille wird so unterdrückt. Sicher sind manche dieser Beeinflussungen und Vorstellungen nicht schlecht, aber nur dann, wenn man selbst damit konform geht, es also auch will.

Um beim oben genannten Beispiel zu bleiben, wäre es besser zu sagen: „Ich MÖCHTE mich schminken“, stelle ich aber fest, dass ich es eigentlich nicht will und es mir zu aufwendig ist, dann sollte man dieses MUSS bekämpfen. 

Lass es nicht zu, dass es Dein Handeln bestimmt und Du damit eigentlich etwas gegen Deinen Willen tust.

Natürlich ist es manchmal einfacher zu sagen: „ Ich habe keine Wahl, ich MUSS das ja tun“.

In diesem Moment begibst Du Dich allerdings in eine Opferrolle und gibst damit automatisch die Verantwortung für Dein eigenes Handeln ab. 

Wenn Dir auffällt, dass Du Dich in eine solche Rolle begibst, versuche ehrlich zu Dir selbst zu sein und Deine Entscheidungen bewusst zu treffen. 

Durch das bewusste Entscheiden Deiner Wortwahl übernimmst Du die Verantwortung für Deine Handlung. Dadurch lenkst Du Deine Gedanken automatisch auf Deine Möglichkeiten und richtest Deinen Fokus auf Dein eigentliches WOLLEN.

Nichts desto trotz kann ein bewusst gewähltes MUSS auch motivierend wirken, zum Beispiel vor einer Prüfung: „Ich MUSS es schaffen.“ Es ist eine positive Verstärkung des eigenen Willens und kann uns zusätzliche Kraft geben.

Mindestens genauso wichtig ist der vorsichtige Umgang mit dem Wort MÜSSEN, wenn wir es zu Anderen sagen. Zum Beispiel „Du MUSST Deinem Onkel schreiben“. Dieser Satz kann nicht nur eine innere Abwehrhaltung und Demotivation erzeugen. Wir setzen den Angesprochenen sogar womöglich unter Zwang. 

Ganz besonders wichtig ist diese Reflexion im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Denn hier legen wir selbst die Grundlage für späteres Zwanghaftes oder von außen bestimmtes Handeln.

Vielleicht erinnerst Du Dich auch an Sätze, die Deine Motivation zerstört und vielleicht sogar Aggressionen ausgelöst haben.

Auch im Umgang mit Erwachsenen wirkt ein MUSS eher negativ. Es setzt automatisch dessen eigenen Willen ausser Kraft. Man bestimmt über den Anderen. Will man das? Was macht es mit dem Anderen?

Probiere es doch einfach mal aus: Achte bewusst in den nächsten Tagen darauf, wie häufig Du das Wort MUSST zu anderen Menschen sagst.

Fazit:

Hinterfrage Deine MUSS Sätze, damit Du Dich nicht selbst in ein zwanghaftes Handeln bringst oder Andere damit negativ beeinflusst.

Aus der bewussten Wahl Deiner Worte zu Dir selbst folgt eine bewusste Handlung, damit übernimmst Du selbst die Verantwortung.

Versuche mehr auf Deine Wortwahl und Dein Denken zu achten und Du wirst sehen, dass Du automatisch zufriedener und ausgeglichener im Alltag sein wirst.

So betrachtet ist es schon unheimlich, was so ein kleines Wörtchen „MUSS“ alles bewirken kann.

Es beweist umso mehr, wenn wir reflektierter und bewusster sind, tun wir uns selbst etwas Gutes und respektieren den Gegenüber in seiner Persönlichkeit.

Wenn Du auch solche Erfahrungen gemacht hast, kannst Du mir gern schreiben.

Gemeinsam finden wir Mittel und Wege, auch Deinen Umgang mit dem kleinen aber so mächtigen Wort MÜSSEN positiv zu besetzen.

Alles Liebe,

Deine Ann-Kathrin

Starte mit regelmäßigen Übungen

und Kreativimpulsen

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